Montag, 6. August 2012

Der Killer In Dir

Der letzte "deutsche" Amoklauf ist schon eine ganze Weile her, deshalb könnte mancher Leser sich fragen, weshalb ich mir dieses Thema ausgerechnet jetzt vornehme. Nein, es hat nichts mit The Dark Knight Rises zu tun. Ich tue es deshalb, weil mich diese "Jetzt passiert was, also müssen wir jetzt auch was tun"-Haltung nervt...

Wie damals, als der Schulbus verunglückt ist. Und auf einmal geraten alle Busfahrer in Verruf, weil sie zu viel arbeiten und zu wenig schlafen, und deshalb 26 Kinder in den Tod fahren. Da muss dann natürlich was passieren. Aber erst nachdem die 26 Kinder tot sind - Drama Baby!

Die alte Muldebrücke wird seit 2009 wieder aufgebaut.
Oder als diese Brücke eingestürzt ist. Auf einmal mussten alle Brücken überprüft werden, was natürlich enorm teuer ist. Nun, wenn ihr mich fragt, muss man weder Physiker, noch Architekt sein, um zu wissen, dass sich Materialien bei Hitze und Kälte ausdehnen bzw zusammenziehen. Und so eine Brücke muss doch einer Abnahme durch deutsche Bürokraten standhalten, wenn der Bau komplett ist... damit sei doch wohl alles gesagt oder?

Meiner Meinung nach hat diese Mentalität aber mit etwas zu tun, was die Politik ganz gut erkannt hat. Bonzen haben die generelle Angewohnheit ihr Volk ruhig stellen zu wollen - koste es was es wolle. Und dieses "Oh mein Gott, es ist passiert! Wir müssen etwas dagegen tun"-Geschwaller ist eben leider genau das, was die Mehrheit der Bevölkerung hören will. Und die Politik tut es. Denn die Bevölkerung ist im besten Falle vollkommen zufrieden damit, wenn mehr Busfahrer eingestellt oder alle Brücken gescannt werden. Tja, was sagt man da? Selber Schuld, liebes deutsche Volk. Du lässt es ja mit dir machen.

Um aber auf den Punkt zu kommen - jaa, ich höre euch etwas von "endlich" nuscheln - geht es doch um folgende Problematik: Wenn etwas passiert, muss ein Sündenbock gefunden werden. Dabei geht vor allem die Politik gerne den Weg des geringsten Widerstands....

Quelle: ploynt.de
Alle Jahre wieder wird ein Junge oder Mädchen Opfer seines sozialen Umfeldes, dreht durch, und schießt ein paar Mitschüler, Arbeitskollegen oder Kinobesucher über den Haufen. Das ist schrecklich. Ohne Frage.
Was in einem menschlichen Hirn vor sich geht, damit ein Mann oder eine Frau durchknallt und Menschenleben auf grausame Art und Weise beendet, bedarf entweder eines mehrjährigen Psychologiestudiums oder einer Menge Fantasie. Welche Psychosen oder Krankheiten jemanden zu dergleichen verleiten.. ich weiß es nicht.

Was ich aber weiß ist, dass eine Mitgliedschaft im Schützenverein oder eine Vorliebe für Spiele wie  Battlefield, Counter-Strike oder GTA (Grand Theft Auto) weder ein Trigger (Auslöser), noch eine Bestärkung sind, um andere Menschen zu verletzten oder gar zu töten.
Natürlich werden alle Schützen und Gamer jetzt grimmig grinsend nicken, während sie weiter lesen, weil sie genau wissen was ich meine. Das Problem ist auch viel eher, dass die Nicht-Schützen und Nicht-Gamer (von denen es ja mittlerweile immer weniger gibt) eben nicht wissen, was ich meine - weiter unten deshalb mein Versuch.....

Team LCDC - Quelle: ckras-gaming.com
Dies ist eben der Weg des geringsten Widerstands. Der Amoklauf ist vorbei, zu viele Menschen sind tot und die Bevölkerung hat Angst davor, dass so etwas wieder passieren könnte. Also wird versucht dem Wahnsinn den Saft abzudrehen. Aus Strategie- werden Killerspiele, aus Computerfreaks werden potenzielle Mörder, aus Vereinsschützen werden Waffennarren, die keine Gelegenheit auslassen, diese auch einzusetzten. Klar, es ist auch viel einfacher den Spaß zu indizieren, als an der wahren Problematik zu arbeiten.
Misständen in der Familien-, Sozial- und Bildungspolitik beispielsweise.
Kein angeblicher Spezialist, Psycho-, Antro- oder Politologe kann mir erzählen, alle bisherigen Amokläufer seien im Vorfeld lebensfrohe Sprung-ins-Feld's gewesen. Wenn eine Schüssel einen Sprung hat und sie stößt im Korb andauernd an andere Schüsseln, wird sie irgendwann zerschellen. Wird ein menschlicher Geist über Jahre hinweg missverstanden, nicht beachtet oder einfach nicht gut genug behandelt, dann zerschellt auch er irgendwann. Das hat nichts mit seinen Hobbies zu tun, sondern mit Eltern, die zu viel arbeiten müssen oder in ihrer Funktion die Kompetenz einer Dose Trockenfleisch aufbringen. Gleiches gilt für Lehrer. Für Nachbarn. Und letztendlich auch für Mitschüler und Freunde. Denn wenn die Politik schon nicht auf uns aufpasst und unsere Eltern und Lehrer uns nicht auffangen, so sollten wir es doch zumindest gegenseitig tun...

Ich habe einen solchen Fall übrigens an meiner Schule gehabt. Es gab eine Menge Aufregung wegen Drohungen, die glücklicherweise gehört und ernstgenommen wurden. Nehmt euch ein Beispiel!


Lieber Nicht-Schütze,


wenn du zum Fußball oder Handball gehst, wenn du Tennis spielst oder Schach, dann tust du dies, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen. Du tust es für die Bestätigung, für deinen Spieltrieb, für deinen Jagdinstinkt und aus purem Spaß an der Sache.
Ich möchte den Besitz von Handfeuerwaffen nicht beschönigen. Nein, ich bin sogar ganz klar gegen Waffen. Das bedeutet aber nicht, dass ein Vereins-Schütze mit dem Gedanken an den Schießstand geht "Ich muss besser werden, damit ich meinen Nachbarn besser in den Kopf treffe". Nein, er tut dies, um genau die selben Resultate zu erzielen wie du. Er möchte besser werden in seinem Lieblings-Sport. Er will mehr Punkte. Das ist alles. Zu diesem Sport gehört außerdem eine umfangreiche und stets zu wiederholende Einweisung im verantwortungsbewussten Umgang mit der Waffe.
Zu behaupten, der regelmäßige Gebrauch dieses Utensils würde ihn zum potenziellen Amokläufer machen, wäre gleichzustellen mit der These, auch Polizisten drehen früher oder später durch und schießen um sich. Bevor du es also verurteilst, das Schützen-Dasein, gehe doch selber mal zum Schnuppern hin und schieße - natürlich unter Aufsicht - mal zur Probe. Du wirst schon sehen, was du dabei empfindest. Der Hass auf deinen Chef wird sich dadurch nicht maßgeblich verändern.


Lieber Nicht-Gamer,

wir wollen doch nur spielen. Dabei verletzten wir nichts und niemandem, sondern zerlegen lediglich ein paar Pixel in nicht vorhandener Luft. Es macht Spaß. Nicht, weil wir so gerne sehen wie das Blut spritzt - dafür brauchen wir nämlich nur die Glotze einschalten -, sondern weil es auch hier um die meisten Punkte (Highscore) geht. Das Prinzip beim Spielen ist schließlich immer das Selbe, ob auf dem Brett oder am Computer. Schneller, besser, stärker sein als die anderen. Was bitte tust du denn beim Mensch-ärgere-dich-nicht? Oder, um es der Tetris- oder Bubbleshoot-Fraktion zu erklären: Die platzenden Reihen oder Ballons bluten zwar nicht, aber du zerstörst sie dennoch. Macht dich das zum Killer? Wohl kaum.
Das virtuelle Krieg-Spielen in Games wie Call of Duty oder Counter-Strike macht sowieso am meisten Spaß, wenn du ein Team hast, mit dem du zusammenarbeiten kannst. Sich gegenseitig "den Arsch zu retten" oder sein Team oder die Bombe zu beschützen, indem man alle Gegner aus dem Weg räumt - das ist viel mehr Taktik als Töten. Und das tollste daran ist: Es spielt keine Rolle ob du Junge oder Mädchen, alt oder jung, deutsch oder brasilianisch bist. Es ist dein Highscore der zählt, deine Leistung. Und damit du, lieber Nicht-Gamer, endgültig begreifst, dass niemand das töten von Menschen belohnen will, solltest du wissen, dass es für das Entschärfen der Bombe mehr Punkte gibt, als für das töten eines gegnerischen Pixelmännchens.

1 Kommentar:

  1. was ich mich ja immer frage, is folgendes: WO fängt das ganze an wo hört es auf? viele kennen den film alien...da gibt es ja wie jeder weiß androiden...maschienen die das aussehen eines menschen haben...nehmen wir an, diese maschiene ist mir gegenüber feindlich eingestellt und ich muss mich wehren...wie is da der gedankengang ?menschähnlich also mensch? maschiene also ein nicht fühlendes ding?...

    hmm ich habe meinen eigenen faden verloren und find ihn nicht wieder. aber ich denke ihr wisst worauf ich hinaus will

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