Freitag - Feierabend-Fiasko
Freitag! Endlich!Heute kann dich nichts aus der Ruhe bringen, denn gegen Mittag hast du frei - vorrausgesetzt du schaffst bis dahin dein Pensum - und dann geht's ab in die große Feierei. Du wirst den Nachmittag in der Fußgängerzone verbringen, denn das Wetter lädt absolut dazu ein, und das eine oder andere Schnäppchen finden. Das wirst du, denn du hast den Riecher für Schnäppchen und dein Gehaltscheck ist auch da. Und überhaupt: Nach so einer wahrlich beschissenen Woche darfst du dir mal wieder was schönes leisten.
Doch deine unliebste Kollegin hat mal wieder vergessen, wie es mit den Exell-Tabellen richtig funktioniert. Solche Leute glauben, Microsoft hätte die Office-Programme nur erfunden um hässliche kleine Noobs zu ärgern. Nun... die wahren Nerds wissen, dass es tatsächlich so ist, aber das ist eine andere Geschichte.
Quelle: fotocommunity.com |
Nach zwei Stunden wühlen und wälzen, schwitzen in stickigen Läden und Kopfschmerzen von H&M-Schnecken im Eiscafé, die sich gegenseitig total unlustigen Gags auf ihren superhippen IPhone 56 XY vorspielen - natürlich in einer Lautstärke die es nicht zulässt wegzuhören. Nur ihr aufgesetztes Gackern nervt noch mehr. Und du hast noch immer nichts gefunden, was dein auf Kapitalismus beruhendem Selbstwertgefühl steigern könnte.
Doch plötzlich, unter 80er-Blusen und fleckigen Armanihemden, findest du in deinem Lieblings-Secondhand-Schuppen ein fesches Schwarzes, in dem du umwerfend aussehen wirst. Dumm nur, dass der Laden so brechend voll ist und sich vor den Umkleidekabinen Schlangen mit schwitzenden und entnervten Müttern räkeln, die verzweifelt versuchen ihre ADS-gestörten Söhne und verwöhnten, kreischenden und quengelnden Töchter zusammenzuhalten. Also schmeißt du es zwischen Unterwäsche und Hosen für Männer einfach über. Passt. Ab nach Hause.
Daheim angekommen musst du feststellen, dass nicht nur du zu spät bist, sondern auch dein Freund. Dem Anruf entnimmst du, dass er die Zeit beim Battlefield zocken verpennt hat. Naja, er braucht ja auch keine zwei Stunden im Badezimmer.
Also nutzt du die Zeit gütlich, gehst duschen, fängst an dich aufzuhübschen und stellst fest, dass dein Secondhand-Schnäppchen ein fettes Loch unter dem rechten Arm hat. Super!
Quelle: Bild.de/Stefano Laura |
Du hast also eigentlich schon gar keinen Bock mehr, als dein Freund endlich duftend und unheimlich lecker aussehend bei dir ankommt. Also lässt du dich bequatschen und ihr fahrt alleine los. Eine höhere Macht will dir aber eindeutig den Spaß versauen. Zumindest glaubst du das, als ihr bei deiner Lieblingskneipe ankommt. Wegen des tollen Wetters ist diese nämlich so was von gerappelt voll, dass du schon vom zusehen Platzangst bekommst. Um deinem Macker einen Gefallen zu tun, der natürlich sofort Kollegen trifft, trinkst du eine Mische mit. Und dann noch eine. Und weil es so unerträglich ätzend hier ist, trinkst du noch eine dritte. Und schon darfst du nicht mehr fahren. Dein Kerl sowieso nicht mehr.
Du hast die Schnauze gestrichen voll. Toller Einstieg ins Wochenende. Du lässt deinen Freund stehen, pellst dich aus den Highheels und läufst nach Hause, weil du auch viel zu genervt bist um noch die 45 Minuten aufs Taxi zu warten.
Auf dem Rückweg, angesäuselt und allein, ist dir zum Heulen zumute. Die Woche war wirklich anstrengend. Und während du über all die schlimmen Dinge nachdenkst, die dir passiert sind - der Krebsrückfall deiner Freundin und das Finanzamt im Nacken - fängst du an zu weinen und bleibst stehen.
Quelle: klangwerkstatt.de |
Zwei Gitarren spielen "Hey Jude" und als du dich etwas umsiehst, erkennst du in einem Garten eine Gruppe dir vollkommen unbekannter Leute. Sie sitzen in der untergehenden Sonne und jamen ein wenig. Ein älterer Nachbar gesellt sich just in diesem Augenblick mit dem Akkordeon dazu und die anderen schunkeln zu der Melodie im Takt. Wie ein Knoten in deinem Bauch der platzt, beginnst du erst leise und dann lauter den Text mitzusingen und gesellst dich ebenfalls zu der geselligen Runde....
"Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen" - Friedrich Dürrenmatt
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