Dienstag, 8. April 2014

Der Krim City Shuffle

 In den vergangenen zwei Monaten, in denen es in der Raffinerie still blieb, ist eine ganze Menge in der Welt passiert. So viel, dass ich mich wie erschlagen fühlte, kaum in der Lage irgendwo anzufangen. Doch wie sagte einst eine sehr geschätzte Freundin? Manchmal lohnt es sich die Klappe zu halten und zu beobachten. Denn wer geduldig ist, sieht vielleicht, dass sich der Kreis immer irgendwo schließt. Und so ergibt alles plötzlich einen Sinn... - zumindest für mich.

Während ich noch von parteipolitischen Pornoreferenzen mit großem Herz für Kinder paralysiert war, entwickelte sich hinter den Kulissen bereits der Auftakt für einen perfekten Kansas City Shuffle*.

In der Hauptrolle: Wladimir Putin. In der unterschätzten Nebenrolle: die Ukraine. Regie: Amerika... Entschuldigung, die Vereinten Nationen. Die Handlung: Jaaa, das ist irgendwie gar nicht so klar...

 Und während sich alle Welt darüber das Maul zerreißt, ob es der, die oder das Krim heißt, haben nur die wenigsten den Durchblick, worum es eigentlich geht. Hier also eine 'kurze' Zusammenfassung:




Quelle: www.timedriver.de
Die Krim, eine Halbinsel im Schwarzen Meer, weiß nicht so genau, ob sie zur Ukraine oder zu Russland gehört und das ist für uns ein bisschen verwirrend.
Sie war unter anderem schon Teil des Ostmanischen Reichs, mal autonome, mal sowjetische Republik, wurde besiedelt und besetzt; ihr Volk wurde deportiert und rehabilitiert. Man könnte glatt meinen, sie ist eine Frau, die nichts anzuziehen hat...
1991 wurde nach viel Hin und Her und durch Volksabstimmung wieder die Autonome Republik Krim ausgerufen. Und was das bedeutet - da scheiden sich seither die Geister. Für die Ukraine war nach der Abstimmung die Krim eine autonome Republik innerhalb der Ukraine, für Russland war sie eine Republik innerhalb Russlands. Und für die Krim..?.
Im März diesen Jahres hat das Volk der Halbinsel dann selbst abgestimmt und mit 96 %iger Mehrheit den Anschluss an Russland entschieden. Und diese Wahlergebnisse sind das Problem. Die Ukraine sagt nämlich "Nääää, alles Pfusch, falsche Zahlen" und Amerika... 'tschuldigung, die UN schreit unterstützend "Böser Putin, lass gefälligst die Finger von der Insel, auf der - vertraglich mit der Ukraine geregelt - bis 2042 deine Schwarzmeerflotte ankert"...
Im Hafen der größten Stadt der Krim, Sevastopol, liegen nämlich schon seit langer Zeit die ukrainische Marine und die russische Schwarzmeerflotte Seite an Seite vor Anker. Das haben Ukraine und Russland in den 90ern so unter sich geregelt und das lief zeitweise auch ganz gut. Überraschen dürfte es trotzdem nicht, dass diese Situation zum Problem werden kann, besonders wenn die UN fleißig anstachelt.

Das ist aber alles nicht neu. Und interessant ist das für uns auch nicht in Hinsicht auf die Frage, wer da wem sein Land oder seine Schiffe klaut. Für uns ist nur wichtig, dass Putin der Böse ist.
Denn wie immer, wenn es um Bodenschätze geht, brauchen die USA... Entschuldigung, braucht die UN einen Bösewicht, eine Bedrohung oder einen (fiktiven) Verstoß gegen irgendwelche Richtlinien, um beispielsweise von Sanktionen zu sprechen.
Russland zu sanktionieren tut baber keiner um zu drohen im eigentlichen Sinne. Als wenn Putin sich drohen lassen würde! Aber da ist diese Spannung im Raum, knisternd zwischen der heroischen Verpflichtung die Ukraine zu unterstützen – wieso auch immer – und es uns mit  Russland zu verscherzen. Unsere Medien helfen natürlich gerne dabei uns unter die Nase zu reiben, dass wir einen Großteil unseres Erdgases aus Russland bekommen. Da muss man dann ja doch schon mal vorsichtig sein, womit man droht..... aber die armen Ukrainer!....


Und Bämm, der Kansas City Shuffle greift: Denn während sich hierzulande die Erkenntnis in die Kleingeister frisst, dass man sich Gedanken über Erdgas machen muss, weil Putin sichevetuell nicht so dreist drohen lässt, - geht auf der anderen Seite still und heimlich das TTIP-Abkommen über die Bühne.



Quelle: water4life-blog.info
Don't worry, Germany! schreit Amerika in der Erdgasmiesere (die ja noch gar nicht besteht), wir haben hier immernoch das von euch abgelehnte Frackingverfahren, mit dem wir zwar langsam aber sicher unseren Planeten sprengen, dafür aber an unser eigenes Erdöl und -gas kommen. Fuck yeah! Was wären wir bloß ohne unseren großen Bruder, Uncle Sam?

Tatsächlich lehnte unsere Politik bisher die Vergewaltigung unserer Mutter Erde ab. Aber auch nur, weil sich über die fragwürdige Rohstoffgewinnung des Frackings selbst in den kleinsten Kommunen der Bundesrepublik informiert und direkt lauthals protestiert wurde. Gut gemacht, Volk!
Aber jetzt, liebes Volk, müssen wir damit rechnen, dass wir bald auf unsere eigenen Rohstoffe angewiesen sind, - zumindest wird es uns so vermittelt. Also fangt besser an euch damit anzufreunden!

Wäre dieses Schauspiel nicht so traurig, könnte man es fast als 'intelligent inszeniert' bezeichnen. Denn ob wir uns nun damit anfreunden oder nicht: Die USA interessiert das überhaupt nicht.
Es gibt schließlich viel einfachere Wege, Fracking oder den Verkauf von genmanipulierten Lebensmitteln, in Ländern wie Deutschland durchzuboxen: Es wird kurzerhand hinter verschlossenen Türe ein Transatlantisches Handelsabkommen (TTIP) unterzeichnet, das es Amerika leicht macht, seine Interessen durchzusetzen. Bei Uns, in Deutschland. Mit Rechtgrundlagen bei denen sich uns die Fußnägel hochklappen!

Verschlossene Türen öffnen...
Glaubt mir, das wollt ihr nicht. Das will keiner. Also lasst euch nicht blenden vom Kansas City Shuffle, der meiner Meinung nach einzig dazu dient, unser aller Aufmerksamkeit vom TTIP-Abkommen auf diesen sowjetisch-amerikanischen Blockbuster zu lenken. Es schaltet sich ja gerne mal unser Hirn aus, wenn uns eine gute Show geboten wird...

Also schaut nicht rüber zur Ukraine und Russland. Schaut rüber zu dieser verschlossenen Tür, hinter der darüber entschieden wird, ob ihr künftig wisst, was ihr gerade esst; ob das Grundwasser das ihr trinkt, frei von Chemikalien ist; ob ihr überwacht werdet oder ihr uneingeschränkten Zugriff auf Informationen, frei von Zensur habt. Das TTIP-Abkommen ist es, worüber wir uns Gedanken machen müssen, nicht darüber, wer ein Anrecht auf ein Stück Land hat. Informiert euch, handelt und lasst euch bitte nicht verarschen!


Kurz-Info TTIP


Selbst etwas gegen TTIP unternehmen





* Kansas City Shuffle: Ein Ablenkungsmanöver; urban bekannt aus dem Film "Lucky # Slevin".

2 Kommentare:

  1. Frei nach dem Grundsatz: "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast". Aber ist dir schonmal in den Sinn gekommen, dass sich Menschen auch wissentlich sowie willentlich manipulieren und "verarschen" lassen? Dieser Gedanke der "falschen Medien" ist nur leider so undenkbar und schrecklich, dass diese Idee, dieser Eindruck schlicht und einfach verdrängt wird. Man hat eben Wichtigeres zu tun.
    "Schaffe, schaffe, Häusle baue" heißt es doch, oder? Ich verstehe nicht, wie dieser Gedanke der 2,4 Kinder immernoch in den Köpfen vieler Menschen steckt, aber das ist ein anderes Thema. Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist etwas, das ich letztens an einem Stehtisch einer Kneipenterrasse im tiefsten Westen Deutschlands diskutiert habe: Inwieweit ist es wichtig und richtig, egoistisch zu sein? Darf man sein Wohl über das anderer stellen, um sich selbst glücklich zu machen? Oder: Darf man die politischen Scheuklappen freiwillig aufbehalten, weil es das Leben einfacher macht?

    Ein neuer Freund

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    1. Natürlich, man sagt ja nicht umsonst, dümmere Menschen haben weniger Sorgen. Aber ich denke, ein jeder Mensch sollte Zugriff auf uneingeschränkte Aufklärung haben; wenn er sich dann weiterhin verarschen lassen will - bitteschön.
      Über die Definition von gesundem Egoismus will ich an dieser Stelle mal nicht anfangen, denn das ist meiner Meinung nach ein anderes Thema ;) Ich würde lieber fragen: Wie wenig Gemeinschaftsgefühl darf ich aufbringen, während ich der Welt beim Untergehen zusehe? Ab wann ist Ignoranz eine Sünde? Und was viel wichtiger ist: Wie kann ich in den Spiegel sehen, wenn ich den einfachen Weg dem richtigen vorziehe?

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