Montag, 28. Oktober 2013

Samhain - Oder: Das Ende Ist Nah

Etwas theatralischer Titel, ich weiß, aber das Jahr neigt sich für mich dem Ende zu. Ein Grund mehr einen ganz persönlichen und melancholischen Blick zurückzuwerfen und gleichzeitig erleichtert aufzuatmen. Denn ich nehme Samhain*, besser bekannt als Halloween, zum Anlass um auf ein besseres, neues Jahr zu hoffen.

Es ist so verdammt viel passiert in den vergangenen zwölf Monaten. Natürlich, bei jedem von uns ist es das auf die eine oder andere Weise. Ich hätte aber nichts gegen etwas weniger Auf und Ab gehabt, wäre auch mit weniger Stress und Ärger zufrieden gewesen und hätte die wirklich schönen Momente des vergangenen Jahres länger genießen wollen... Aber das Leben ist weder Ponyhof noch Wunschkonzert und so müssen wir uns wohl mit dem arrangieren, was war, ist und sein wird.

Some kind of Family.. Foto:hs
Das Jahr begann im vergangenen November mit der Erkenntnis, dass ich so gut wie alles verzeihen kann. Das war ein guter Einstieg, denn auch im weiteren Verlauf habe ich eine Menge über mich selbst erfahren. Dass verzeihen und vergessen nicht automatisch zusammen gehören, zum Beispiel. Oder dass Vertrauen und Liebe nicht das Selbe sind, dennoch aber stets Hand in Hand gehen, um sich gegenseitig zu stützen. In dieser Erkenntnis stieß ich den Mann, den ich für eineanderen Menschen hielt, von mir und schwor mir im Nachinein und zum wiederholten Male, nicht mehr mein Herzblut in Menschen zu stecken, die es einfach nicht verdient haben. Während mein Herz, das ich in jahrelanger Sisyphusarbeit in Kevlar und Plutonium verpackt hatte, noch immer blutet, hat sich seines gefangen und neues Glück gefunden. Ich gönne es ihm. Aber fair ist das nicht...

Ich habe mich daran erinnern müssen, wie sich echte Freunde definieren. Bevor ich aber so schlau war mich auf dieses Wissen zu besinnen, habe ich erstmal jede Menge Zeit und Energie in Menschen gesteckt, die diese weder zu schätzen noch zu pflegen wussten. Im Gegenteil, ich wurde belogen und betrogen, musste mich mit Hass auseinander setzen und die daraus resultierenden Konsequenzen tragen, Schäden zufügen, deren Ausmaß sich noch nicht greifen lässt... Das tut mir Leid,.. für mich. 
Andererseits hat mich das vergangene Jahr meinen Lieblingsmenschen wieder ein großes Stück näher gebracht. In ihnen habe ich den wahren Wert von Familie und Freundschaft entdeckt und begriffen, dass ich nicht allein bin. Sie haben sich mir so außerordentlich liebevoll geöffnet, wie ich es nicht erwartet hatte, hatte ich ihnen so lang doch kaum Beachtung geschenkt.

Und auch den Wert meiner eigenen Familie habe ich neu schätzen gelernt. Die Liebe meines Bruders hat mich wahrlich beflügelt und sie ist es auch heute, die mich ermutigt nicht aufzugeben und mich auf das neue Jahr zu freuen. Das Verständnis meiner Mutter und ihres Freundes haben mich aufgefangen, als ich unendlich tief zu fallen schien... Seit diesem Jahr brauche ich nur die heimatliche Autobahnabfahrt zu sehen und ein wohliges Gefühl von Entspannung und Freiheit verbreitet sich in Kopf, Brust und Bauch.

Die Besten: Muttern und mein Bruderherz.. Foto: xx
Keine Frage, der Sommer war der helle Wahnsinn! Die Sonne genießen ist mit 20 Kilogramm weniger Fett noch viel schöner, mit einem See gleich hinterm Haus ist sie kaum noch zu toppen! Doch ich habe es hinbekommen: Das erste Mal seit fünf Jahren brauche ich mir nicht 24/7 den Kopf über Geld zerbrechen. Könnt ihr euch vorstellen, wie erleichternd das ist? Ich weiß, es gibt wichtigeres als die Frage wie man seine Miete bezahlt, aber es lebt sich so viel leichter... und vor allem lässt es so viel leichter genießen. Den Sommer zum Beispiel! Ich war im Zoo und konnte eine tolle Zeit mit wunderbaren Menschen verbringen. Das schöne Wetter schrie förmlich danach die neue Wohnung frisch und hell zu gestalten und manchmal lag ich einfach nur so da, im hohen Gras meines Gartens, und genoss die Wärme auf der Haut und den Geruch von frisch benässter, von der Sonne verdörrter Erde..

Und an noch etwas habe ich mich erinnert: Die Erwartung ist eine Hure. Trotz Warnungen von allen Seiten und dem Bewusstsein, dass es falsch ist, habe ich zu viel Hoffnung in Erwartungen gesteckt, die doch wieder nicht erfüllt wurden. Natürlich ist das ganz allein meine Schuld. Weniger weh tat es durch das Wissen aber nicht..

Und dann hatte mein alter Herr das Glück seines Lebens, weil er eine lebensbedrohliche Operation nicht nur überstand, sondern damit auch noch den Krebs austrickste und bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Ich weiß allerdings noch immer nicht, wie ich das empfinden soll...

Foto: xx
Generell ist das zum Jahresende hin immer wieder ein Problem für mich. Als emotionaler Krüppel muss man sich seine Empfindungen vielleicht intelligenter über das Jahr einteilen, um am Ende nicht ganz ohne dazustehen. Dieses Jahr ist mir das leider missglückt.
Aber das Neue steht ja schon vor der Tür. Ich habe die Hure zurück auf ihren Strich geschickt und halte mich an das, was mir Halt gibt: Freunde und Familie. Daraus kann man neue Kraft schöpfen, seine Fehler aufarbeiten, aus ihnen lernen und versuchen, sie nicht wieder zu begehen. Genau diese Kraft wünsche ich euch aufrichtig für das kommende Jahr.
Hängt euch nicht zu sehr an dem auf, was war. Es kann einem den Atem nehmen. Nach vorne blicken ist die einzige Option. There's always a dawn after darkness...


Samhain*: http://de.wikipedia.org/wiki/Samhain

2 Kommentare:

  1. Am dunkelsten ist die Nacht vor der Dämmerung.
    Enttäuscht wird der Mensch meist von seinen eigenen Erwartungen. Ich erwarte grundsätzlich Nichts mehr und habe deshalb meist einen Grund mich zu freuen. Zugegeben, über viele Kleinigkeiten, aber Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Misst ;)

    Ich wünsche Dir, dass Du erkennst, dass man keinen Termin wie Samhain oder Neujahr braucht um aufzustehen, sich den Dreck der Vergangenheit abzuklopfen und erhobenen Hauptes ins Leben zu gehen. Es wird im Leben nur selten das lang andauernde große Glück geben. Man muss die vielen kleinen Augenblicke zu einem großem zusammenpuzzeln.
    Auch die Ewigkeit besteht aus Augenblicken.
    Halt die Ohren steif Zuckerstute. Hab dich lieb.

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  2. Schon wieder ein Monat ohne neuen Blog.. tztztz

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