Dienstag, 8. Januar 2013

Die Gangart Der Generationen

"My, my... how time does fly" - ja verdammt, früher oder später fangen wir doch alle so an. Ich rede nicht von "Früher war alles besser" sondern einfach von der Vergänglichkeit der Zeit und dem Bewusstsein der Selbstgeißelung, je älter wir werden.

tick, tack, tick, tack....
Und je mehr einem die scheinbar schnellere Gangart der Zeit bewusst wird, desto genauer sieht man sich um, sieht die Veränderungen die an einem vorbeiziehen, während der Zeiger weiter tickt. Während ich auf der einen Seite etwas wehmütig in mich hineinlächle und denke "Je älter ich werde, desto älter müssen sich meine Eltern fühlen", wird mir auf der anderen Seite bewusst, wie sehr sich die Generationen mit der Zeit verändern. Der Teenager von heute hat so ganz andere Prioritäten als wir damals... Damals, wie sich das schon anhört!

Mit 18 oder 19 - letzteres ist meiner Meinung nach übrigens das ultimative Alter für die Unsterblichkeit - war es mir noch unbegreiflich, wie beispielsweise meine sehr jung gebliebene Mutter verzweifelt versuchte, denn Anschluss und das Verständnis für unsere Prioritäten nicht zu verlieren. Damals dachte ich noch, dass das für mich selbst in ihrem Alter ein Kinderspiel wird - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Wahrheit ist aber - mir fällt es schon heute schwer das Verständnis aufzubringen. Und das mit 26!

Der weiße Drache aus der BANZAI!
Nun ist es nicht so, dass mein Verstand die Jugendlichkeit nicht mehr greifen kann - Nein! Es ist viel mehr so, dass es mir total egal ist, was 12- bis 18-Jährige heute treiben.
Hätte ich mit 19 noch mit geschwollener Brust mindestens 120 der 150 Pokemon, die genaue Reihenfolge der aktuellen Top-10 aufsagen oder den Nachbarsjungen im Yu-Gi-Oh schlagen können, weiß ich heute nicht einmal mehr, wie viele Pokemon es mittlerweile gibt. Ich kann Usher nicht mehr von One-Hit-Wonder-Nachwuchsstars unterscheiden und meinen Weißen Drachen mit eiskaltem Blick und sämtliche andere Spielkarten habe ich meiner Mum gegeben, damit sie sie an artige Nachhilfeschüler verschenken kann.

Und auch in Sachen Technik habe ich längst den Anschluss verloren. Konnte ich vor zehn Jahren noch sämtliche Nokia-Handys voneinander unterscheiden und das Fabrikat benennen, erkenne ich heute kaum den Unterschied zwischen einem Blackberry und einem Smartphone, geschweigedenn den Unterschied zwischen Tablet und Note - und was weiß ich, was es da alles noch gibt - benennen.

Unkaputtbar: Das Nokia 5210
Dafür weiß ich heute was ein Fabrikat ist und dass die Chinesen, die die Smartphones herstellen, Fangnetze um ihre Hochhaus-Fabriken spannen, damit die überarbeiteten Selbstmörder, die reihenweise von deren Dächern springen, schnellstmöglichst an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Ich weiß mittlerweile auch, dass es manchmal besser ist den Mund zu halten und das Vitamin B zu nutzen keine Schande ist.

Und wenn ich mich mit Gleichaltrigen unterhalte oder gar mit Älteren, höre ich oft den Satz "Die 12- bis 18-Jährigen von heute sind es, die das Ruder noch rumreißen können." und kaum 20 Minuten später heißt es dann, dass Hopfen und Malz verloren sind, denn alles was besagte Generation interessiert, das neue Iphone oder die stylische Louis Vuitton-Tasche ist.
Vielleicht stimmt das ja auch? Aber ganz ehrlich: Je öfter ich dieses Gerede höre, desto mehr stelle ich mir die Frage, ob man über mich und meine Generation nicht das selbe hätte behaupten können? Nur das mein Interesse nicht in Handys oder Taschen lag, sondern in der nächsten Folge Dragonball Z oder in der Beantwortung der Frage, woher ich mein nächstes Gras bekam.

Oh Göttin, ich war alles andere als die Hoffnung vergangener Generationen. Ich war wild und unbeständig, desinteressiert und dauerbekifft. Nicht unbedingt Attribute, die hilfreich bei der Errettung der Welt sind, oder?
Ich habe mich verändert, ebenso wie meine Altersgenossen. Die Welt haben wir noch immer nicht gerettet. Wir sind nicht einmal nah dran. Das bringt mich zu einer Erkenntnis, die sich ganz gut mit Kindermodels und ihren Tyranneneltern vergleichen lässt.

Auch nicht mehr die Jüngste: Meine Wenigkeit :D
Zeugt das Unverständnis und die Denunziation der "heutigen" Jugend nicht nur davon, dass Mutti selbst nie den Sprung auf den Catwalk geschafft hat? Will Mutti den Nachwuchs nicht nur deshalb trimmen und disziplinieren, damit er den Traum lebt, den Modemama verbockt hat?
Wieso ist dies die letzte Generation Jugendlicher, die das globale Ruder noch rumreißen kann? Wieso machen wir es nicht selbst? Wieso hinterlassen wir jener Generation nicht die Welt, die wir gestaltet haben und verlassen uns stattdessen darauf, dass sie selbst alles ins Lot bringen wird? Wieso Hoffnung in etwas setzen, wenn wir selbst doch jene sind, die den Verstand und die Kraft haben, unsere Wünsche selbst zur Realität zu machen? Es ist ja nicht so, dass wir zu alt für den Catwalk des Lebens sind - oder etwa doch?

Die Antwort ist so einfach wie unbeliebt. Wir gehen den Weg des geringsten Widerstands. Es ist einfacher der nachfolgenden Generation einen Trümmerhaufen vorzusetzen und dann unverständlich den Kopf zu schütteln und zu sagen "Habe ich mir doch gleich gedacht, dass ihr es nicht drauf habt. Jetzt lebt mit dem Scheiß den ihr nicht geändert habt. Wir haben es euch ja gesagt".


Ich für meinen Teil habe beschlossen, mich nicht auf den Schultern meiner Nachfolger abzustützen. Dämliche Ratschläge oder oder tadelnd die Hand erheben kann ja jeder. Nicht nur in dieser Hinsicht habe ich gelernt, dass Unterstützung manchmal alles ist, was wir brauchen. Also unterstütze ich. So gut ich kann. Und ich werde mich nicht auf dem Gedanken ausruhen, dass das jemand besser kann als ich. Denn Unterstützung entwickelt ihre Macht in der Masse.

Quelle: Anonymous Germany


Also werde ich bildlich gesprochen als erste die Planke verlassen. Oder aber der nächsten Generation die Hand reichen, und ihr zeigen, welche Kraft die Masse hat undwie einfach es sein kann, neues Land zu betreten, wenn man es gemeinsam tut.



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