Freitag, 14. September 2012

My Daddy Rides A Harley

Ich bin unter Bikern groß geworden. Bärtigen, Harley-fahrenden, tattoowierten Typen vom Sons of Devil MC Papenburg, die nach außen hin die Message bringen "Ich bin böse, ich bin stark, guck mich dumm an und ich töte dich".
Das ist natürlich Blödsinn.Natürlich gibt es solche. Die gibt es aber auch unter den "Normalsterblichen".
Die Biker, mit denen ich aufwachsen durfte, sind unter anderem die kinderliebsten Menschen, die mir je begegneten.

Die Sons feierten in diesem Jahr 30-Jähriges
Ich konnte gerade laufen, da haben meine Eltern mich bereits auf den Harleytreffen auf die Piste geschickt - und jeder war mein Freund, hat mit mir gespielt, mich auf Schultern rumgetragen.
Als ich... wann war das.. ungefähr um die 1998* herum, in Biesenthal bei Berlin auf dem Motorcycle Jamboree von Born To Be Wild war, hatte meine Mutter - ich vergebe dir Mum - mich glatte fünf Stunden mitten in der Menge auf einer Biergarten-Garnitur vergessen. "Warte hier, ich komm gleich wieder" hatte sie gesagt... Ich saß dort zwischen fremden Bikern aus ganz Europa und habe mich köstlich amüsiert! Ja, ich war ein braves Mädchen, hatte mich wie befohlen nicht vom Fleck bewegt und genau dort fand sie mich dann auch wieder - kerngesund und glücklich.

An dieser Stelle möchte ich nochmal betonen, dass meine Mutter eine ganz wundervolle Person ist und ich ihr diese Geschichte nur noch im Vollrausch gepaart mit Spaß vorhalte.

Ein Jahr später, als ich im Wald um das Jamboree-Gelände spielte und einen markerschütternden Schrei hörte - vermutlich von der anliegenden Bungejumping-Anlage -  nahmen mich die beiden Borns am Eingang zum Gelände toternst. Ich erzählte ihnen was ich gehört hatte, zehnjährig, heulend und total aufgewühlt... ein Kind eben. Und sie hörten mir zu und soweit ich mich erinnern kann, nahm man sich der Sache auch gleich an.

Jeder von uns weiß, was ein fetter Kater ist, und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber das letzte was ich mir dann geben will, ist quietschendes Kinderlachen. Ich persönlich will mir dann garnichts geben, außer Kaffee, O-Saft und noch eine Mütze Schlaf, aber das tut gerade nichts zur Sache...

Daddy & Me; Jüterborg 2011
"Meine" Biker haben sich das immer angetan - zumindest die, die schon wach waren. Wie mein alter Herr mir erzählte, ist mein unbekümmertes Gequietsche und Gelächter während des Kaffeekochens und -servierens the morning after so gut angekommen, dass man sich immernoch von diesem Morgen erzählt und mich jederzeit gern wieder dabei hätte.

Mittlerweile bin ich 25 und sehe auf den selben Party die nächste Generation Kinder herumtollen. Und ich bin ganz aufrichtig froh darüber, dass ich mich nicht um sie kümmern muss, denn das geht weit über den Horizont meiner Geduld hinaus. Aber sie tun es. Nach wie vor. Meine Biker. Ein grandiose Familie auf die ich auch heute noch zählen kann.

Und ganz ehrlich? Nichts erfüllt mich mit mehr Stolz, als bei meinem Alten auf der neuen Limited Sporty mitzufahren, von der ich weiß, dass er sie mir einmal vermachen wird, und die gaffenden Schlipsträger kriegen den Mund nicht wieder zu. Ich hatte eine tolle Kindheit auf zwei Rädern und will nicht einen Kilometer missen müssen.



*Zeitangaben können abweichen


2 Kommentare:

  1. Hey Roxx,

    falls du Lust hast, ein paar Fragen zu beantworten, dann fühl dich hiermit "getaggt".
    Die Spielregeln und Fragen findest du hier:

    Lauf, oder ich tag´ dich!

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    1. Hihi, na du bist mir ne Marke :D
      ich werds mir mal anschaun. Und besten Dank, dass du an mich geacht hast ;)

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